Erneuter Protest von Flüchtlingen aus dem Lager Bramsche-Hesepe

Avanti! e.V. Osnabrück, Pressemitteilung, 12.08.2004

Am Donnerstag, den 12. August 2004 protestierten erneut zwischen 70 und 100 Flüchtlinge des Lagers Bramsche-Hesepe und blockierten ab 6.20 Uhr das Tor, so dass die Angestellten des Lagers nicht in das Lager hineinkonnten.

Mit dieser Aktion machten die Flüchtlinge ein weiteres mal auf die menschenunwürdige Unterbringung in dem Lager aufmerksam. Die letzte Protestaktion Ende Juli hatte zu einem Gespräch zwischen Flüchtlingen und einem Vertreter der Zentralen Anlaufstelle (ZAST) Oldenburg geführt. Bei diesem Gespräch hatten die Flüchtlinge die Möglichkeit, ihre Kritik an der Unterbringung zu formulieren und ihre Forderungen darzulegen. Angebote zur Änderung der Situation für die Flüchtlinge gab es von Seiten der ZAST jedoch nicht. Es gab lediglich den Vorschlag, je zwei Schlafräume für Jungen und Mädchen einzurichten, was für die Familien unpraktikabel ist, da sie dadurch auseinandergerissen würden. Des weiteren wurde zugesichert, dass die Lagerleitung weiterhin das Gespräch mit den Flüchtlingen suchen wolle, um so Probleme zu lösen. Diese Gespräche haben allerdings nicht stattgefunden.

Zusätzlich wurde die angespannte Stimmung dadurch aufgeheizt, dass den Flüchtlingen von Seiten der Sozialbehörde mitgeteilt wurde, dass in dem Lager 140 Polizeibeamte stationiert würden, in Hinblick auf die Anti-Lager-Action-Tour mit Aktionscamp in Bramsche-Hesepe vom 20. bis zum 25. August und die in diesem Rahmen bevorstehende Demonstration am 21. August für die Rechte von Flüchtlingen und für Bewegungsfreiheit. Die Flüchtlinge fassen dieses als Bedrohung auf und sie befürchten, dass sie an der Teilnahme der Demonstration gehindert werden sollen.

Der erneute Protest und die Blockade des Tors richtete sich gegen die Stationierung der Polizei in dem Lager. Außerdem wollten die Flüchtlinge deutlich machen, dass es ihnen durchaus mit den Forderungen ernst ist, und dass die zugesagten Gespräche eingehalten werden sollen. Von Seiten des Lagerpersonals wurde ohne ein Gespräch die Polizei gerufen. Der für den Einsatz zuständige Polizist leitete es in die Wege, dass der Lagerleiter Conrad Bramm benachrichtigt wurde, um zu der Unterkunft zu kommen, er traf gegen 7.15 Uhr ein. Bramm sprach jedoch nur mit der Polizei, die darauf mitteilte, dass er zu Gesprächen nicht bereit wäre. Stattdessen erstattete er Anzeige wegen Nötigung. Obwohl Herr Bramm hiermit die Zusage nach weiteren Gesprächen nicht eingehalten hat und signalisiert hat, dass er diese Zusage auch nicht einhalten wird, löste sich bis 7.30 Uhr der Protest friedlich auf.

Die Flüchtlinge sind fest entschlossen, ihre Protestaktionen fortzuführen, damit sich die Bedingungen in diesem Lager ändern. Sie sind auch fest entschlossen sich an dem Aktionscamp und der Demonstration der Anti-Lager-Action-Tour zu beteiligen.

Weitere Kurzmeldungen: Besonders schlimm ist, dass die Lagerleitung Anzeige gegen die an der Blockade beteiligten Flüchtlinge gestellt hat. Es ist nicht hinzunehmen, dass Menschen, die in dieser Gesellschaft keine Rechte haben, auch noch für ihren mehr als gerechtfertigen Protest kriminalisert werden.

Auch wurde Anzeige wegen Hausfriedensbruch gegen eine Antiraaktivistin gestellt. Auch dieses ist in keiner Weise akzeptabel.

Wir fordern die Lagerleitung eindringlich auf, die Anzeigen zurückzunehmen.

Quelle: http://www.ausreisezentren.de/az/index.php?~{4454bd6f0c5a1} abgerufen 24.10.2011