Pressemitteilung: Kritik an unmenschlicher Unterbringung und Missständen im Lager Bramsche

09.01.2023

Brief von Bewohner*innen an die Standortleitung Bramsche der Landesaufnahmebehörde – Kritik an unmenschlicher Unterbringung und Missständen im Lager Bramsche

Triggerwarnung: Suizid // Trigger Warning: Suicide

No Lager Osnabrück veröffentlicht einen Brief an die Leitung des
Standorts der Landesaufnahmebehörde in Bramsche. Dieser wurde von
Bewohner*innen, die bei der Initiative engagiert sind, geschrieben und
am 21.12.2022 verschickt. Unterstützt werden sie bei ihren Forderungen
unter anderem vom DGB (Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim),
der Refugee Law Clinic Osnabrück, Eleganz Bildungsplattform e.V.,
Jugendliche ohne Grenzen, Solidarity City und dem feministischen
Streikbündnis.

Die Bewohner*innen kritisieren die völlige Überbelegung des Lagers und
die menschenunwürdige Unterbringung von bis zu 120 Menschen in großen
Hallen. Kritisiert werden außerdem fehlende Bäder, mangelhafte
Reinigung, die fehlende Möglichkeit, eigenständig zu lüften und
mangelhafte Verpflegung. Besonders die Situation von Babys und Kindern
wird in dem Brief als alarmierend hervorgehoben. Die Schule ist
geschlossen, die Öffnungszeiten des Kindergartens wurden drastisch
reduziert, so fehlen den Kindern jegliche Schutzräume. Bei der
Verpflegung der Kinder bleiben außerdem altersspezifische Bedürfnisse
unberücksichtigt. Die Bewohner*innen fordern:

„Die Versorgung muss dringend kindsgerecht und bedürfnisorientiert
organisiert und die Nahrung altersgerecht zubereitet werden. Für Babys
und Kinder stellt das Leben unter den Lagerbedingungen ohnehin schon
eine erhebliche psychische und physische Belastung dar.“

Ein weiterer Kritikpunkt sind unzumutbare Wartezeiten in der Kantine,
bei der medizinischen und kinderärtzlichen Betreuung und bei weiteren
notwendigen Dienstleitungen wie Covid-Tests und Wäsche, oft bei Wind und
Wetter und ungeschützt im Freien. In der Summe führen die
Lebensbedingungen in Lagern wie Bramsche zu Erkrankungen physischer und
psychischer Art und in den schwersten Fällen auch zu Suizid – wie die
Neue Osnabrücker Zeitung schon im Juni 2021 berichtete.

Die internen Möglichkeiten der Beschwere über den Sozialdienst laufen in
der Wahrnehmung der Bewohner*innen ins Leere. Der Schritt an die
Öffentlichkeit zu gehen ist eine Reaktion auf ausbleibende Antworten und
keinerlei wahrnehmbare Bemühungen, die Missstände anzugehen. Jean von
der Initiative dazu:

„Seit 2006 haben wir als Bewohner*innen und Unterstützer*innen immer
wieder Briefe zur Situation im Lager Bramsche veröffentlicht. Es ist
erschreckend, dass die Missstände und Forderungen nahezu gleichgeblieben
sind. Diese fortlaufend unmenschliche Behandlung Schutzsuchender zeigt,
dass das Lagersystem nicht der Aufnahme und der gelungenen Ankunft in
Deutschland, sondern der Abschreckung und Ausgrenzung dient. Wir fordern
die Schließung aller Lager und eine menschenwürdige Unterbringung aller
Menschen die nach Deutschland kommen oder bereits hier leben.“


Hier geht es zum vollständigen Brief.