NOZ – Bald erste irakische Flüchtlinge in Hesepe

Neue Osnabrücker Zeitung  Lokales    11.03.2009

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Bald erste irakische Flüchtlinge in Hesepe

juk Bramsche.
In der nächsten Woche wird mit der Ankunft der ersten von insgesamt 2500 erwarteten irakischen Flüchtlingen in Deutschland gerechnet. Sie werden zunächst im Grenzdurchgangslager in Friedland bei Göttingen aufgenommen. In Bramsche-Hesepe wird mit den ersten Flüchtlingen zwei Wochen später gerechnet.

Sie wurden im Irak als Teil einer Minderheit verfolgt, wurden Opfer von Folter, erlitten Verletzungen durch Kampfhandlungen und leiden heute infolge des Erlebten noch unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Auch Minderjährige, die nicht durch Erwachsene begleitet werden, befinden sich in der Gruppe der Flüchtlinge aus dem Irak, zudem Frauen mit Kindern. Auch mit einer eher kleinen Gruppe an Schwerstkranken wird gerechnet. Noch befinden sich diese Menschen, die in Deutschland eine dauerhafte Heimat finden sollen, wenn sie es wünschen, in Syrien und Jordanien.

Wann genau das erste Charterflugzeug mit den 100 bis 125 erwarteten Menschen in der nächsten Woche in Hannover-Langenhagen landen wird, weiß auch Herbert Jelit, Referent für die Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen im niedersächsischen Inneministerium, noch nicht. Aber so viel ist sicher: In der nächsten Woche wird es sein. Bei einer Pressekonferenz im Bramscher Rathaus informierte Jelit gestern darüber, welcher Weg für die Flüchtlinge nach ihrer Erstaufnahme in Friedland vorgesehen ist. Dort sollen die Menschen mit dem Notwendigsten ausgestattet und gegebenfalls medizinisch versorgt werden.

Anders verhält es sich mit den Schwerstkranken, die sofort in Behandlungszentren gebracht werden. Auch unbegleitete Kindern werden unmittelbar zur Betreuung in Kommunen weitergeleitet. Zwei Wochen sollen die Flüchtlinge im Grenzdurchgangslager Friedland bleiben – eine Zeit, in der ihr Gesundheitszustand überprüft wird und ihre Daten aufgenommen werden. Danach werden die Flüchtlinge auf die Bundesländer verteilt. Eine Besonderheit: Niedersachsen nimmt zunächst auch die Menschen auf, die in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen leben sollen. Wie die Menschen, die in Niedersachsen bleiben werden, absolvieren sie zunächst einen Basis-Integrationskurs, in dem grundlegende Deutschkenntnisse vermittelt werden. Er wird für die Flüchtlinge, die in Hesepe untergebracht werden, von der Volkshochschule Osnabrücker Land durchgeführt.

„Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, den Menschen erst die Grundlagen der Sprache nahezubringen, damit sie sich an ihren späteren Wohnorten verständigen können“, warb Georg Quappen, Programmbereichsleiter der VHS Osnabrücker Land, für dieses Modell. Der dreimonatige Kurs in Bramsche-Hesepe könne und solle dann am Wohnort fortgesetzt werden. Das könne die Ausländerbehörde sogar zur Pflicht machen, sagte Quappen.

Das Modell, die Flüchtlinge für die Zeit des Basis-Integrationskurses in Niedersachsen zu behalten, habe Inneminister Uwe Schünemann seinen Länder-Kollegen angeboten, sagte Jelit. Neben den Ländern, die ihr Flüchtlingskontingent wie Niedersachsen auch erst in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen, vermitteln andere Länder die ihnen zugeteilten Menschen gleich in die Kommunen. Jelit sagte, die Erfahrung habe gezeigt, dass es sinnvoll sei, die in der Regel verängstigten Menschen zunächst in Gruppen zusammen zu lassen und unmittelbar mit Maßnahmen zur Integration zu beginnen.

Mit 145 Menschen alle 14 Tage wird in Friedland gerechnet. Die Einrichtung hält zur Sicherheit für die Erstaufnahme 250 Plätze vor. Nach dem sogenannten Königssteiner Schlüssel ist Niedersachsen in der Pflicht, insgesamt 9,3 Prozent der deutschen Irak-Flüchtlinge aufzunehmen, was einer Zahl von 233 entspricht. Conrad Bramm, Leiter der Heseper Aufnahmebehörde, rechnet nicht damit, die Kapazität von 550 Plätzen, über die die Einrichtung verfügt, zu überschreiten. Er nimmt an, mit den Asylbewerbern, die sich zurzeit in Hesepe befinden, insgesamt 400 bis 500 Personen in der Aufnahmestelle zu beherbergen.

Dass mit der Aufnahme der irakischen Flüchtlinge Menschen in der Aufnahmestelle miteinander auskommen müssen, die keine Perspektive in Deutschland haben, und solche, die dauerhaft hier bleiben dürfen, hält Herbert Jelit nicht für problematisch. Angesichts der guten Erfahrungen, die das Ministerium mit der Zusammenarbeit der Aufnahmebehörde mit dem Landkreis Osnabrück und der Stadt Bramsche gemacht habe, traue er der Einrichtung diese Aufgabe zu. Andere Iraker sollen sich seinen Angaben zufolge zu der Zeit, in der die Flüchtlinge aufgenommen werden, nicht in der Einrichtung befinden.

Die irakischen Flüchtlinge werden zunächst eine Aufenthaltserlaubnis für drei Jahre erhalten und auf Wunsch danach eine Niederlassungserlaubnis, die es ihnen erlaubt, dauerhaft in Deutschland zu bleiben.