Pressemitteilung: Offener Brief – Bewohner*innen berichten von Diskriminierung und dem Leben in der LAB Osnabrück

05.04.2023

Offener Brief – Bewohner*innen berichten von Diskriminierung und dem Leben in der LAB Osnabrück

Triggerwarnung: Suizid // Trigger Warning: Suicide

Bei der Initiative No Lager Osnabrück organisierte Bewohner*innen des Erich-Maria-Remarque-Hauses in der Sedanstraße haben einen offenen Brief an die Leiterin der Außenstelle Osnabrück der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen verfasst. Darin berichten sie von Diskriminierung, mangelnder Übersetzung und anderen Missständen in dem Lager in Osnabrück. No Lager Osnabrück betont, dass das Problem nicht die Zahl der schutzsuchenden Menschen in Deutschland sei, sondern die Lagerunterbringung als solche. Der Brief wird von sechs weiteren Gruppen und Organisationen unterstützt, darunter der DGB Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim.

Fatima von No Lager (Name geändert) zur Situation in dem Camps:

„Als Bewohner*innen der Camps werden wir ständig vertröstet. Ausreichende medizinische Versorgung, gutes Essen und Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung des Lebens sind erst nach dem Lager möglich. Solange wir im Lager sind werden wir alltäglich kontrolliert und überwacht. Diskrimminierung ist an der Tagesordnung. Das Leben hier ist wie ein langer, dunkler Tunnel.“

Zur Veröffentlichung des Briefs stellt No Lager Osnabrück klar, dass es mit den Forderungen nicht um eine Aussöhnung mit der Leitung des Lagers geht. Auch spricht sich die Initiative gegen die Abwälzung der Probleme von der Leitung auf die Sozialarbeiter*innen aus. Vielmehr müsse der Druck nach oben an die Landes- und Bundesregierung weitergeben werden. Jean zu dem Ziel der Kritik:

„Lager wie die in Bramsche-Hesepe und der Sedanstraße sind dauerhaft betriebene Übergangslösungen, die entrechten, entwürdigen und krank machen. Dort gibt es kein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Wohnen unter Achtung der Privats- und Intimsphäre. Die Lösung liegt nicht in weiterer Abschottung der Grenzen und Einschränkungen des Asylrechts, sondern im Abbau von Bürokratie und der Gewährung eines selbstbestimmten Zugangs zu bezahlbarem Wohnraum.“

Der offene Brief an die Lagerleitung des Erich-Maria-Remarque-Haus in der Sedanstraße Osnabrück ist das Ergebnis eines über mehrere Monate dauernden Prozesses. In diesem Zeitraum haben Mitglieder der Gruppe No Lager Osnabrück regelmäßig Beschwerden zusammengetragen und Erfahrungen zum Leben im Erich-Maria-Remarque-Haus ausgetauscht. Die meisten der etwa ein Dutzend Verfasser*innen wohnen in der Einrichtung und haben dort innerhalb der letzten Monate gewohnt. Um die Persönlichkeitsrechte zu schützen und um mit der Befürchtung negativer Konsequenzen zu umgehen, wurde der Brief so gestaltet, dass keine persönliche Zuordnung möglich ist. Die beschriebene Situation umfasst sowohl die eigenen Erlebnisse der Verfasser*innen als auch den zugetragenen Erfahrungen anderer Menschen aus ihrem Bekannten- und Freund*innenkreis. Interviewanfragen können nicht entgegengenommen werden.

Ende letzten Jahres hat No Lager Osnabrück einen ähnlichen Brief veröffentlicht, in dem die Situation in der LAB Bramsche-Hesepe kritisiert wurde [1]. Außerdem haben sich einzelne Mitglieder der Gruppe öffentlich in der Presse zur Situation im Erich-Maria-Remarque-Haus geäußert [2].

Unterstützt von:

DGB Region Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim , Eleganz Bildungsplattform e.V., Refugee Law Clinic Osnabrück e.V., Jugendliche Ohne Grenzen Osnabrück, Feministisches Streikbündnis Osnabrück, Solidarity City Osnabrück


Hier geht es zum vollständigen Brief.