Protest der tschetschenischen Flüchtlinge im Abschiebelager Bramsche

Bramsche, 13.05.2004

Die tschetschenischen Familien
In der Landesaufnahmestelle Bramsche

An den
Dienststellenleiter der LASt Bramsche
Und die Ausländerbehörde

Sehr geehrte Damen und Herren !

Wir sind politische Flüchtlinge aus Tschetschenien und befinden uns zur Zeit in den Landesaufnahmestelle Bramsche. Wir wenden uns an alle Institutionen, Behörden und an die ganze Bevölkerung dieses Landes mit der Bitte, uns in unserer schwierigen Lage zu helfen.


Seit 1995 befindet sich Tschetschenien im Kriegszustand. Jeder Quadratmeter unseres Landes ist mit Blut unseres Volkes übergossen. Unsere Häuser, Schulen, Fabriken und Kindergärten sind zerstört. Die Häuser in den Dörfern und Städten sind nicht bewohnbar, so dass noch sehr lange jedes zerstörte Haus unserer Mütter und Ehefrauen daran erinnert, dass gerade an dieser Stelle ihre Söhne, Brüder, Ehemänner oder Väter erschossen bzw. zerfetzt wurden.

Alle Tschetschenen vereint heute die eine Sorge und Frage: Wo gibt es ein Stück Land, auf dem man leben und die Kinder großziehen kann, ohne daran zu denken, dass dein Haus jede Minute zerstört werden kann oder das Militär das Familienoberhaupt verhaftet und dem Rest der Familie Gewalt antun wird, ohne dafür Verantwortung zu übernehmen.

Die Regierung Deutschlands hat in ihrer Deklaration Hilfe versprochen, und wir haben deshalb unsere zerstörten Häuser stehen gelassen und alle Mittel, die uns zur Verfügung standen, genutzt, um das Land zu verlassen in der Hoffnung, hier Ruhe und Hilfe zu bekommen. Wir glaubten, dass das deutsche Volk die Schrecken des 2. Weltkrieges selbst miterlebt und somit Verständnis für die Menschen hat, die seit 9 Jahren den Krieg miterleben.

Nicht selten waren wir Zeugen grausamer Taten des Militärs gegenüber den Frauen, Schwestern und Kindern. Unsere Erinnerungen heute an die zerstörten Dörfer und Städte und die Grausamkeiten des Krieges machen uns psychisch und seelisch krank.

Wir sind nach Deutschland gekommen, hofften auf Verständnis und Hilfe. Stattdessen stellt sich unsere Situation wie folgt dar:

Seit längerer Zeit leben tschetschenische Familien in Gemeinschaftsunterkünften, wo keine Aussicht auf Besserung der Situation besteht. Bei vielen Familien mit Kindern müssen Mädchen, Jungen und Eltern in einem Zimmer leben. Menschen, die das Kriegsgebiet verlassen haben, brauchen viel Ruhe und Verständnis. Längere Aufenthalt im Lager, das mit Stacheldraht eingezäunt ist, erinnert uns an ein Gefängnis. Die ganze Atmosphäre führt öfters zu nervlichen Ausbrüchen, die wir nicht
kontrollieren können. Das Essen in der Einrichtung ist armselig und wiederholt sich Tag für Tag, was auch zu Ausrastung führt.

Deswegen bitten wir, die politischen Flüchtlinge aus Tschetschenien, diejenigen, die Verantwortung für unser Schicksal haben, mehr Verständnis für die Menschen aufzubringen, die seit neun Jahren in einer Republik lebten, in der Krieg herrscht.

Liste der tschetschenischen Familien in der LASt –Bramsche

Lomaliev Abdulmalik 22.11.1963
Izrailova Marjam 13.12.1966
Lomalieva Makka 12.02.1989
Lomaliev Magomed 10.02.1991
Lomalieva Amina 17.02.1985

Daschzaeva Chara 04.07.1975
Bugaeva Petimat 12.07.1993
Bugaeva Sulichan 16.06.1995
Bugaev Abubarak 21.02.2000
Bugaev Achmed 16.06.2002

Islangirijev Nuradi 06.04.1965
Islangirijev Sura 22.02.1970
Islangirijev Salich 06.11.1999
Islangirijev Korado 24.02.1990
Islagirijeva Mata 15.08.1996
Islagirijeva Aljona 25.12.1991

Hatajev Tamis 09.04.1967
Hatajeva Leila 25.12.1967
Hatajeva Nina 11.03.1990
Hatajeva Marl 14.10.1992

Idrisov Artur 24.09.1969
Salombaeva Zerema 21.02.1975
Idrisov Deni 04.02.2004
Idrisov Bekhan 05.03.1996
Idrisov Zelimhan 05.12.1998
Idrisov Malika 18.08.2001

Urasbieva Aimani 05.06.1968
Munaev Umar 03.07.1982
Paskoshew Abdul Kerim 26.02.2004
Gajrbekov Umar 15.03.1991
Gajrbekova Petiman 04.09.1989

Eisanukaev Said 28.09.1932
Eisanukaeva Deshimat 24.07.1935
Eisanukaeva Planeta 14.09.1976

Bagashev Ibragim 21.05.1980
Bagashev Adam 01.09.1975

Bambaglreev Ibragim 31.10.1981