No Lager Pressemitteilung | 31.01.2025 | Gewaltvolle Abschiebung aus dem AMEOS Klinikum
Am Dienstagmorgen den 28.01.2025 wurde ein stark suizidgefährdeter 34-jähriger Mann aus der geschlossenen Station des AMEOS Klinikums Osnabrück nach Gambia abgeschoben. Zur Durchsetzung der Abschiebung wandten Polizei und Beamte der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen äußersten Zwang an.
Trotz des Aufenthalts auf einer geschlossenen Station, der akuten Suizidalität und der fachärztlichen Dokumente, die die mehrjährige psychische Erkrankung bestätigen, ordnete die Ausländerbehörde die Abschiebung von Lame K.* an. Die Reisefähigkeit lies sie von einem dafür beauftragten Arzt bescheinigen. Für die Durchführung der Abschiebung fesselten Polizeibeamte Herrn K. mit Handschellen an einen Rollstuhl des Klinikums. Als er in das Abschiebefahrzeug gebracht werden sollte, warf er sich sich auf den Boden. Daraufhin fixierte ein Beamter der Polizei den Mann mit einem Knie im Nacken – angeblich um selbstverletztendes Verhalten vorzubeugen.
Mert von No Lager hat die Situation miterlebt: „Wir sind schockiert darüber, was wir am AMEOS Klinikum gesehen haben. Ein offensichtlich suizidgefährdeter Mann wird einfach aus der Obhut einer psychiatrischen Klinik in die Hände der Polizei gegeben. Kliniken und Krankenhäsuer müssen Schutzräume sein, wie auch Schulen und Kirchen. Das ist ein Skandal!“
Mitarbeiter*innen des Klinikums versuchten wehement Zeug*innen vom Geschehen abzuschirmen. Nachdem weitere Polizeikräfte hinzugerufen wurden und die solidarischen Begleiter*innen umstellt hatten, die sich gemeinsam mit Herrn K. der Abschiebung widersetzten, fixierten Beamte Herrn K. erneut im Rollstuhl. Auf dem Weg zum Fahrzeug schrie er durchweg laut die Worte Kill me! – Tötet mich.
Lilith von No Lager fasst zusammen: „Da liegt ein schwer suizidaler Mann auf dem Hof einer psychiatrischen Klinik, Ärtze und Pfleger dieser Klinik stehen passiv am Rand, Zeug*innen werden verscheucht, Unterstützer*innen werden brutal von der Polizei abgehalten zu der Person zu gelangen und das Einzige was getan wird, ist der Person ein Knie in den Nacken zu rammen. Uns fehlen die Worte! Das ist ein Versagen auf allen Seiten! Für Ärzt*innen und Pfleger*innen muss das Wohlergehen der Patient*innen oberste Priorität haben. Politische und ideologische Gesinnungen dürfen einfach keine Auswirkung auf den Umgang mit Patient*innen haben. Anders als am Dienstag geschehen, sollte Klinikpersonal sich nicht selbst zu Hilfssherriffs befördern.“
Die antirassistische Gruppe No Lager aus Osnabrück stellt sich klar gegen jede Abschiebung. Sie fordert das Recht ein, dass jeder Mensch frei entscheiden sollte, wo er lebt und wohin er sich bewegt. No Lager Osnabrück steht auch für das Recht einer jeden Person Unterstützung und Behandlung zu bekommen, wenn sie sich in einer schweren (gesundheitlichen) Situation befindet. Bereits vor zwei Jahren machte die Gruppe auf eine Abschiebung aus dem AMOES Klinikum aufmerksam.
Pressevertreter*innen waren Dienstagvormittag keine zugegen, jedoch wurde der Vorgang von einer Vielzahl an Zeug*innen verfolgt: Mitarbeiter*innen des Klinikums, Schüler*innen des AMEOS Instituts West, Patient*innen sowie solidarischen Begleiter*innen. Filmenden und fotografierenden Personen, die das Geschehen vor Ort dokumentierten, wurden Repressionen angedroht, obwohl die Polizei eine Versammlung für den Ort des Geschehens deklariert hatte.
Hier kommt ihr noch zu der Pressemitteilung des Flüchtlingsrats Niedersachsen.