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Stellungnahme zu der Abschiebung von Lame K. am 28.01.2025
Am Dienstagmorgen (28.01.25) wurde der psychisch-kranke und akut suizidale Lame K.*, aus der geschlossenen Station des AMEOS Klinikums in Osnabrück in ein Land abgeschoben, das er seit 15 Jahren nicht mehr betreten hatte.
Trotz des Aufenthalts auf der geschlossenen Station A2 des AMEOS Klinikums, trotz der akuten Suizidalität und trotz der fachärztlichen Dokumente, die die mehrjährige psychische Erkrankung bestätigen, ordnete die Ausländerbehörde die Abschiebung von Lame an. Die Reisefähigkeit lies sie von einem dafür beauftragten Arzt bescheinigen. Lame wurde von der Polizei gefesselt und mit extramer Gewalt aus dem Krankenhaus gezerrt. Diese Gewalt setzte sich die ganze Abschiebung entlang bis ins Flugzeug fort.
Lame war an regierungskritischen Protesten in Gambia beteiligt und musste deshalb fliehen. Eine jahrelang andau-ernde Flucht mit Aufenthalten in Foltergefängnissen und schließ-lich der Ankunft in Deutschland folgten. Nach kurzer Zeit in Deutschland wurde sein Asylantrag abgelehnt. Daraufhin folgten Jahre der Ungewissheit, des Drucks, mit Abschiebe-versuchen und mehrfachen Aufenthalten in Abschiebe-gefängnissen. Noch Mitte letzten Jahres bescheinigte ihm sein Psychiater eine starke PTBS*, riet aufgrund akuter Suizidalität mit äußerstem Nachdruck von einer Abschiebung ab und schrieb Lame sei nicht reisefähig.
Am Wochenende begab sich Lame in das AMEOS Klinikum mit dem expliziten Wunsch behandelt zu werden. Am Montag (27.01.) unterstellte der dienst-habende Arzt aus dem AMEOS Lame, dass sein psychischer Zustand und seine akute Suizidalität „politisch“ seien und beschloss, dass er direkt am nächsten Morgen entlassen würde.
So ein Verhalten von ärztlicher Seite im AMEOS Klinikum ist nicht neu. Auch im Februar 2023, als unser Freund Navid aus dem AMEOS Klinikum abgeschoben wurde, wurde sein Zustand von einem diensthabenden Arzt als politisch motiviert deklariert und er wurde bereitwillig in die Hände der LAB und Polizei übergeben. Dass Ärzt*innen und auch Pflegepersonal so eng mit den Repressionsbehörden zusammenarbeiten ist unglaublich! Das Klinikpersonal muss sich der Verantwortung seiner Entscheidungen bewusst sein und sollte von seinem Recht gebrauch machen Zusammenarbeit zu verweigern. Sonst machen auch sie sich mitschuldig.
Am Dienstagmorgen wurde Lame dann vom Oberarzt der Station A2 entlassen und ein Arzt der Ausländerbehörde erklärte ihn für reisefähig. Daraufhin fesselte man in an einen Rollstuhl der Klinik und brachte ihn nach draußen. Schockierend ist ebenfalls, dass Freund*innen und der Partnerin der Zugang zu Lame von einer Pflegerin verwehrt wurde und nur eine gute halbe Stunde später zwei Beamte der LAB und der Polizei Osnabrück in die Station trampeln durft-en. Der Arzt kam erst später dazu. Lame versuchte sich wehe-ment der Abschiebung zu wiedersetzen und machte deutlich, dass er Hilfe benötigt – Hilfe von verantwortungsvollen Ärzt*innen und Pfleger* innen.
Da liegt eine schwer suizidale Person auf dem Hof einer psychiatrischen Klinik, Ärtz*innen und Pfleger*innen dieser Klinik stehen passiv am Rand, Zeug*innen werden durch Mitarbeiter*innen verscheucht, Unterstützer* innen werden brutal von der Polizei abgehalten zu der Person zu gelangen und das Einzige was getan wird, ist der Person ein Knie in den Nacken zu rammen. Das tat ein Beamter der Polizei Osnabrück nämlich, als Lame, nachdem man ihn vom Rollstuhl befreite und er sich auf den Boden warf oder gestoßen wurde. Der sichtlich gestresste junge Polizist, sagte dass er das tue, angeblich um selbstverletztendem Verhalten vorzubeugen. Einige Minuten war Lame in dieser Lage fixiert. In diesen Minuten versuchten mehrere Menschen im Umfeld, die Polizei von ihrem durchgreifen abzuhalten und die Abschiebung aufzuhalten.
Es wurden weitere Polizist*innen zum AMEOS gerufen, sodass am Ende gut über 25 Beamt*innen der Polizei Osnabrück vor Ort waren und in kürzester Zeit, aber nicht ohne Gegenprotest, solidarische Menschen kesselten oder auf dem Boden fixierten. Gegen einige der Menschen wurden Strafverfahren eingeleitet, weil sie sich gegen die Abschiebung von Lame wehrten. Als alle Menschen, die sich der Abschiebung entgegenstellten bewegungsunfähig gemacht wurden, wurde Lame, mit auf dem Rücken gefesselten Händen, wieder in den Rollstuhl verfrachtet. Als ihn zwei Polizisten hastig über den Hof rollten schrie er mehrmals laut und deutlich die Worte: Kill me! (Tötet mich!)
Warum waren alle Beteiligten so versessen darauf, diese Abschiebung durchzuführen? Die Ärzt:innen hätten Lame die Reiseunfähigkeit bescheinigen müssen. Die Polizei hätte im Angesicht des Widerstandes ihre Maßnahme abbrechen müssen und Lame schnellstmöglich wieder in profesionelle Obhut geben müssen. Die Pfleger*innen, Ärzt*innen und Mitarbeitenden des AMEOS hätten ihm helfen müssen. Die Sachbearbeiterin hätte Lame unterstützen und ihm eine Chance geben müssen, sich angesichts seiner Situation hier ein neues Leben aufzubauen.
Die Zeiten werden sicherlich beschissener und wir sehen jetzt schon, was allein der Populismus und die Hetze der Politiker*innen für Auswirkungen auf Menschen haben. CDU/CSU, SPD, Grüne, und von einigen Parteien ganz zu schweigen, setzen auf Rassismus, anstatt nach wirklichen Lösungen zu suchen!
Die brutale Abschiebung Lames ist kein Einzelfall. Gemeinsam müssen wir gegen dieses mörderische Asylsystem ankämpfen! Uns immer gegen die Ungerechtigkeit und den rassistischen Repressionswillen von Staat, Institutionen und Behörden stellen!
Gemeinsam gegen jede Abschiebung! Gemeinsam für Bewegungsfreiheit! Gemeinsam für die Selbstbestimmung aller Menschen!
Ihr wollt euch organisieren oder habt Redebedarf? Wir haben jeden Donnerstag von 17 bis 19 Uhr unser offenes Anti-Abschiebe-Café im Mano Negra (Alte Münze 12, Osnabrück). Kommt gerne vorbei für Tee und Kaffee, zum gemeinsamen Austausch und zum planen für eine bessere Welt von morgen!
On Tuesday morning (28.01.25), the mentally ill and acutely suicidal Lame K.* was deported from the closed ward of the AMEOS Clinic in Osnabrück to a country he had not been to for 15 years.
Despite his stay in the closed ward A2 of the AMEOS Clinic, despite his acute suicidal tendencies and despite the specialist medical documents confirming his mental illness of several years, the immigration authorities (Ausländerbehörde or ABH) ordered Lame’s deportation.
The authoroties had his fitness to travel certified by a doctor, they ordered. Lame was handcuffed by the police and dragged out of the hospital with extreme force. This violence continued throughout the entire deportation process and onto the plane.
Lame was involved in anti-government protests in Gambia and had to flee as a result. This was followed by years of flight with stays in torture prisons and finally his arrival in Germany. After a short time in Germany, his asylum application was rejected. This was followed by years of uncertainty and pressure, with deportation attempts and multiple stays in deportation prisons. In the middle of last year, his psychiatrist diagnosed him with severe PTSD*, strongly advised against deportation due to acute suicidal tendencies and wrote that Lame was not fit to travel.
At the last weekend, Lame went to the AMEOS (a psychiatric clinic in Osnabrück) with the explicit wish to be treated. On Monday (27.01.25), the doctor on duty at AMEOS insinuated that Lame’s mental state and acute suicidal tendencies were ‘political’ and told him that he would be discharged the very next morning.
This kind of behaviour from doctors at the AMEOS Clinic is nothing new. In February 2023, when our friend Navid was deported from that same clinic, his condition was also declared politically motivated by a doctor on duty and he was willingly handed over to the LAB* and police.
The fact that doctors and nursing staff are working so closely with the repressive authorities is unbelievable! The hospital staff must be aware of the responsibility of their decisions and should make use of their right to refuse to co-operate. Otherwise they are also complicit.
On Tuesday morning, Lame was then discharged by the senior doctor on ward A2 and a doctor from the immigration authorities declared him fit to travel. He was then tied to a wheelchair in the clinic and taken outside.
It is also shocking that friends and his partner were denied access to Lame by nursing staff and only half an hour later two officers from the LAB and the Osnabrück police department were allowed to trample into the ward. The doctor only arrived later. Lame tried to resist the deportation and made it clear that he needed help – help from responsible doctors and nurses.
There is a seriously suicidal person lying in the courtyard of a psychiatric clinic, doctors and nurses of this clinic are standing passively on the sidelines, witnesses are scared away by staff, supporters are brutally prevented from getting to the person by the police and the only thing that is done is to ram a knee into the person’s neck. This is what an officer from the Osnabrück police did when Lame fell or was pushed to the ground after being released from the wheelchair. The stressed young police officer said that he was doing this allegedly to prevent self-harming behaviour. Lame was held in this position for several minutes. During these minutes, several people in around him tried to prevent the police from taking action and to stop the deportation.
More police officers were called to the AMEOS Clinic, so that in the end there were well over 25 police officers on site and, in a very short time, but not without protesting, people in solidarity were handcuffed or pinned to the ground. Criminal charges were brought against some of the people because they resisted Lame’s deportation. When all the people who opposed the deportation were immobilised, Lame was put back into the wheelchair with his hands handcuffed behind his back. As two police officers hurriedly wheeled him across the yard, he shouted the following words loud and clear several times: Kill me!
Why was everyone involved so keen to carry out this deportation? The doctors should have certified that Lame was unfit to travel. The police should have cancelled their action in the face of resistance and returned Lame to professional care as quickly as possible. The carers, doctors and staff at AMEOS should have helped him. The case worker should have supported Lame and given him a chance to build a new life here given his situation.
Times are certainly getting worse and we are already seeing the impact that populism and the hate speech of politicians alone is having on human lives. The CDU/CSU, SPD, Greens, not to mention some parties, are focussing on racism instead of looking for real solutions!
Lame’s brutal deportation is not an isolated case. Together we must fight against this murderous ‘asylum’ system! We must always stand up against the injustice and racist repression of the state, institutions and authorities!
Together against every deportation! Together for freedom of movement! Together for the self-determination of all people!
Do you want to get organised or need to talk? We have our open anti-deportation café every Thursday from 5 to 7 pm at Mano Negra (Alte Münze 12, Osnabrück). Come along for tea and coffee, to exchange ideas and to plan for a better world of tomorrow!