Wir veröffentlichen einen offenen Brief an die Osnabrücker Öffentlichkeit von No Lager-Mitstreiter Syed S. Hier geht’s zur Pressemitteilung zum offenen Brief.
„Liebe Menschen aus Osnabrück, mein Name ist Syed, ich komme aus Pakistan.
Ich wende mich an Euch, weil mir, weil uns, keine andere Wahl bleibt. Die letzten fünf Monate, in denen ich im Lager in Osnabrück gelebt habe, war ich in einer sehr verletzlichen Situation. Ich war Diskriminierungen wie Rassismus ausgesetzt und wurde von Mitarbeiter*innen des Sicherheitsdienstes angegriffen. Hier nennen sie mich einen ‚illegalen Fremden‘. Das Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung gegen die Securities wurde nach kurzer Zeit eingestellt, weil die Täter*innen angeblich nicht ermittelt werden konnten. Es ist unfassbar: Ich hab die Täter*innen in meiner Aussagen genau benannt. Ich habe den Eindruck, es wurde nur sehr oberflächlich ermittelt. Ich fordere die Wiederaufnahme glaubhafter und sorgfältiger Ermittlungen!
Die meiste Zeit gibt es keine angemessene und ausreichende Essensversorgung. Ich habe das Gefühl niemand hier hält sich an die deutschen Gesetze und alle machen sich ihre eigenen Gesetze, Regeln und Richtlinien. Ich bin Krebspatient und gehe oft mit leerem Magen schlafen.
Ich habe der Management-Ebene des Lagers über die Sozialarbeiter*innen viele Briefe zukommen lassen, aber ich erlebe überhaupt kein Interesse, etwas zu verändern. Wisst ihr, kein Mensch verlässt sein Zuhause, es sei denn, dein Zuhause ist das Maul eines Raubtiers. Ich erinnere mich wie hart es war, mein Zuhause zu verlassen. Aber da war immer Hoffnung und ein Licht am Ende des Tunnels. Geflüchteter genannt zu werden, sollte das Gegenteil einer Beleidigung wie ‚illegale Fremde‘ bedeuten. Denn Geflüchtete sind keine Terrorist*innen, sie sind vielmehr sehr oft die ersten Opfer von Terrorismus, Verfolgung und Folter.
Als ich noch in Pakistan war wurde ich bei meinem Namen genannt: Syed. Doch hier in Deutschland haben sie meinen Namen zu ‚Flüchtling‘ und zu ‚illegaler Fremder‘ geändert. Ich bin zuallererst ein Mensch, kein Flüchtling und kein Fremder! Wisst ihr, kein Mensch verlässt gerne sein Land, denn dein Land ist wie deine Mutter. Ich arbeite hart, doch egal was ich erreiche, ich befürchte, ich werde hier immer weiter ein Fremder und ein Flüchtling bleiben.
In meinem Heimatland riskiere ich durch Folter oder Kugeln getötet zu werden. In Deutschland werde ich durch Worte getötet, denn hier werde ich behandelt wie ein Tier. Wisst ihr, ich bin zu euch gekommen, um Schutz zu suchen, um Freiheit, Gerechtigkeit und Würde zu suchen. Um wieder atmen zu können. Denn ich bin nicht nur einem Ort, sondern auch tausend Erinnerungen entflohen. Ich möchte in Würde und Respekt leben. In diesem Moment bin ich der einsamste Mensch der Welt. Ich habe niemanden auf dieser Erde. Ich bin dieser Bedingungen so müde und verliere meine Hoffnung darauf, ein Leben leben zu können. Ich brauche eure Hilfe, bevor es zu spät ist.
Danke, Gott schütze euch!
Syed S.“
„Dear public of Osnabrück, my name is Syed S. from Pakistan.
I am approaching you because I and we don’t have a choice left. Last five month I am living in this camp in Osnabrück, I been victimized and facing a vulnerable situation like racism, discrimination and being attacked by security staff. They called me illegal alien. The police investigation against the security staff because of their attack on me was not continued after a short time, allegedly the culprits could not be identified. It’s unbelievable: In my testimony I described the culprits in detail. Now I got the impression that the investigation was quite superficial. I demand the reopening of the investigation and that they work on it in a credible and thorough manner.
Mostly the kitchen staff are not providing us a proper and enough food. I feel no one is complying to German law here, everyone is making their own law and rules and regulation. I am a cancer patient and I often have to sleep at night with an empty stomach. I wrote so many letters to the higher management through the social workers but there is no interest to change anything.
You know, no one leaves home unless home is the mouth of a shark. I remember when I left my home country, it was tough but there was always hope that there is a light at the end of the tunnel. To be called a refugee is the opposite of an insult like illegal alien. Refugees are not terrorists. They are often the first victims of terrorism, persecution and torture.
When I was in Pakistan I was always called by name: Syed. But in Germany suddenly they change my name to refugee and illegal alien. I am a human before a refugee or illegal alien. No one would like to have to leave their country, your country is like your mother, no matter.
I am working hard. No matter what I do or archive I am afraid I will still be illegal alien or refugee. In home country I risk being killed by torture or bullet, in Germany I am killed by words because I been treated here like an animal.
You know, I came to you seeking asylum, seeking freedom, justice and dignity. A chance to breath. I didn’t just escape a place, I had to escape a thousand memories. I want to live with dignity and respect. I am the alone person in the world. I have no one in this world. I am very much tired to face these circumstances. I am losing my hope to live a live. I need your help before it is too late.
Thank you and God bless you. Syed S.“