Dezentrale Unterbringung gefordert
Keine Integration der Flüchtlinge
Beitrag in der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 11. Oktober 2010.
Zum Originalartikel: http://www.noz.de/lokales/48351325/keine-integration-der-fluechtlinge
Georgsmarienhütte. „Während zunehmend Auszubildende und Arbeitskräfte fehlen, wird im Lager Hesepe Menschen der Zugang zum Arbeitsmarkt und damit Integration verweigert.“ Diese Kritik äußerte Grünen-Kreisvorstandssprecherin Ruth Köstner anlässlich eines Filmberichtes über Schicksale der 25 Kilometer nördlich Osnabrücks kasernierten Flüchtlinge. Besonders bitter sei die Situation vieler Jugendlicher, die ohne Berufsausbildung und Perspektive aufwüchsen.
Andreas Neuhoff vom Osnabrücker Exil-Verein sprach sich gegen die Lagerschule aus, da sie die Isolierung der Kinder verstärke. Außerdem werde nur bis zu drei Stunden täglich Unterricht geboten. Bei derzeit etwa 550 Menschen und ca. 30 Ethnien auf engstem Raum sei es kaum möglich, die vielfach auf der Flucht erlittenen Traumata zu verarbeiten. Der gesteuerte Ablauf verhindere individuelle Lebensgestaltung und mache viele krank.
Besonders belastend stelle sich für die Flüchtlinge auch die lange Dauer der Lagerunterbringung dar. Viele Familien, aber auch Einzelpersonen blieben dort über Jahre ohne eine Perspektive auf die Verteilung in eine private Wohnung in einer Kommune. „Wer sich der Mitwirkung an seiner Ausreise verweigert, dem drohen Sanktionen wie der Entzug der monatlich 38 Euro Taschengeld“, berichtete Neuhoff.
Einmal wöchentlich bietet die Caritas-Flüchtlingshilfe eine mobile Beratung im Lager an. Diese richte sich vor allem an besonders schutzbedürftige Gruppen wie Familien mit Kindern, Alleinerziehende und Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, erläuterte Margret Pues. Die Caritas-Mitarbeiterin sprach sich für die Auflösung des Lagers aus und forderte die Rückkehr zur dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen. Die sei zudem preiswerter. Felicitas Exner wies darauf hin, dass viele Familien aufgrund individueller Ausreise-Hindernisse oder Aufnahmeverweigerung des Herkunftslandes in Deutschland bleiben.