Soli-Erklärung: SubstAnZ bleibt! – Wir bleiben!

Ende August diesen Jahres (2024) läuft der Mietvertrag unseres selbstverwalteten Zentrums SubstAnZ an der Frankenstraße in Osnabrück aus. Doch wir werden bleiben!

Die drei Eigentümer/Immobilienhaie, Wüst, Hefti und Löhr, denen das Haus, wie auch das Areal zwischen Frankenstraße und Dammstraße gehört, wollen den Mietvertrag nicht verlängern und vertreiben uns damit unweigerlich. Die Stadt ist natürlich keine große Hilfe. Das heißt, die Zeit an der Frankenstraße, wo sich Menschen, die für eine bessere, gerechtere und emanzipiertere Welt kämpfen, seit 2009 versammeln, organisieren, feiern, diskutieren, streiten und und und kommt wohl unweigerlich zum Ende. So werden auch wir als No Lager einen unheimlich wichtigen Ort unserer Bewegung und Kampfes verlieren. Das ist für uns nicht hinnehmbar und wir schließen uns dem SubstAnZ mit seiner Forderung „SubstAnZ bleibt!“ an. Ein endender Mietvertrag wird uns nicht stoppen und wird schon gar nicht dazu führen, dass wir einfach verschwinden.. Unser Kampf ist wichtiger denn je und die Zukunft sieht nicht rosig aus: AfD und andere Rechte Kräfte erleben einen Höhenflug, Wiedereinführung von Bezahlkarten für Geflüchtete, Abschiebeoffensiven, offener Rassismus in Politik und Gesellschaft, zunehmender öffentlicher Antisemitismus, Zunahme antifeministischer und maskulinistischer Tendenzen, mehr und mehr Femi(ni)zide, … um nur ein paar wenige Beispiele zu benennen.

Wir werden weitermachen und zwar mindestens so lange, bis all dieser Mist ein Ende hat, mindestens solange, bis wir in einer Welt ohne Grenzen, Staaten, Sexismus, Rassismus, Polizei, Ableismus, Knäste, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und Militär leben. Das ist unser Versprechen und wir lassen uns nicht davon abbringen!


Wir möchten euch nahelegen, besonders in den kommenden Monaten ein Auge aufs SubstAnZ zu haben, spread the word, kommt zu Demos und Veranstaltungen und werdet Mitglied im Verein „Freundeskreis für ein selbstverwaltetes Zentrum,Bildung und Kultur“ (FrAZ e.V.), dass geht auch schon ab 3€ im Monat. Schaut unbedingt auf der Website und der Instagram-Seite vom SubstAnZ vorbei! Selbstverwaltete Räume sind so dringend notwendig, gerade auch mit dem düsteren Blick in Richtung Zukunft und einer rapiden Zunahme an Rechtskonversatismus, Nationalismus und Faschismus!


Und schließlich wollen wir hier noch unseren Redebeitrag teilen, den wir im Zuge der Demo am 24. Februar 2024 zum Erhalt des SubstAnZ gehalten haben. Wir hoffen, dass dadurch noch einiges deutlich wird, wie wichtig dieser Freiraum und Freiräume im allgemeinen für uns alle sind:

Hi, wir sind von No Lager und Likos und gehören zu den Gruppen, die sich hier im Substanz organisieren. Und das schon seit einer ganzen Weile.

Für die Menschen, die uns noch nicht so gut kennen, wollen wir uns nur ganz kurz vorstellen: No Lager, also wir und viele andere, ist ein lokaler, antirassistischer Zusammenschluss. Wir organisieren uns gemeinsam gegen die rassistische Gegenwart hier in Deutschland, in Europa und darüber hinaus. Das heißt konkret gegen Abschiebungen, Lagerunterbringungen, rassistische Gesetze wie die Dublin-Verordnung, gegen Ausgrenzung und Ausbeutung. Dabei nutzen wir mal sichtbare und unsichtbare Protest- und Widerstandsformen, ganz wie angebracht. Unsere Erfahrungen ordnen wir politisch ein und wehren uns gemeinsam dagegen. No Border, No Nation – Stop deportation!

Jeden Donnerstag treffen wir uns dafür im Substanz. Manchmal geht es bereits nachmittags los, um vor dem großen Plenum noch die Demo / den Infostand / die Kampagne zu planen, Fähigkeiten auszutauschen oder neue Banner zu malen. Ab 18 Uhr laden wir wöchentlich zu unserem offenen Anti-Abschiebe-Café ein. Alle Menschen sind eingeladen, sich hier über Probleme auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen, Strategien zu entwickeln, rechtlichen und emotionalen Support zu bekommen und Lösungen zu finden.
Der andere Teil der Gruppe erfreut sich am formidablen, immer-frisch veganem Donnerstagsmenü, das unsere Freund:innen der Küfa-Gruppe gezaubert haben. [Jubel!]

Um Punkt 19 Uhr [Zwinker] lassen wir uns dann im großen Plenumsraum auf die Sofas plumsen. Und dann wird pleniert. Wir sprechen über anstehende Veranstaltungen und Aktionen, tauschen uns aus über Aktuelles, streiten, diskutieren, werden bei der ganzen Scheiße die passiert, die verabschiedet, beschlossen, durchgedrückt und ignoriert wird, verdammt wütend auf Staat, Cops und Abschiebebehörden,fühlen uns manchmal ohnmächtig gegen diese, bauen uns wieder auf, trinken Tee und albern rum.

Zum Ausklang des Abends gibts Bier oder Schorle unten in der Kneipe und wir räumen natürlich die Spülmaschine aus und ein.
Auch an all den anderen Tagen steht uns das Substanz offen: Wir treffen uns in diesen und jenen Gruppen nochmal, wir veranstalten oder besuchen Vorträge, Workshops oder feiern wilde Partys, um unsere Solikasse aufzufüllen (wahlweise mit oder ohne Karaoke).

Ihr merkt – hoffentlich haben wir das glaubhaft rüberbracht – wir fühlen uns im SubstAnZ pudelwohl. Das soll so bleiben und wir möchten weiterhin Menschen in diesen Ort einladen. Wir wollen uns weiterhin gemeinsam hier organisieren, uns kennenlernen, gegenseitig helfen und vernetzen. Wir möchten weiterhin Politik von unten links in diesen Räumen machen. Wir wollen noch viele Partys, Veranstaltungen, Lesungen, Workshops, kurze und ganz lange Plena und Mahlzeiten hier erleben.
Wir lassen uns unser SubstAnZ nicht wegnehmen! Wir wollen bleiben und wir werden bleiben!!!

Und die Menschen von Likos sicherlich auch. Denn wie Marx schon sagte: „Proletarier*innen aller Länder, kommt ins SubstAnZ.“

Ihr interessiert euch dafür wie es weitergeht? Dann schaut mal bei unseren Freund*innen von LiKOs vorbei: https://likos.noblogs.org/2024/02/25/demo-fuers-substanz-am-24-2-2023-redebeitrag/


Und unsere Rede von der SubsTanzdemo am 01.06.:

Ich spreche hier für NoLager.

Wir treffen uns im Substanz und verstehen uns als ein Teil des Substanz.
Osnabrück braucht Freiräume. Wir brauchen einen Freiraum. Im NoLager Plenum treffen sich Menschen aus dem Kreis Osnabrück, Menschen mit sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten, die teils in der Dominanzgesellschaft konstant verschiedene Diskriminierungsformen erfahren.

Dafür brauchen wir einen möglichst sicheren Raum, ohne Sexismus, ohne Rassismus, ohne Feindlichkeiten aufgrund von Religion, Kultur und anderen Merkmalen. Das Substanz bietet uns diesen Freiraum, damit wir in friedlicher Atmosphäre politisch arbeiten können. Das ist uns wichtig. Denn die Welt brennt an allen Ecken und Enden und Widerstand ist nötiger denn je. Immer mehr Menschen fliehen weltweit. Die wenigsten kommen in Europa an. Und doch sollen durch die GEAS-Reform die Zäune um Europa noch höher gezogen werden, fliehende Menschen sollen in Lager an der Grenze gesperrt werden, um von dort wieder in eine ungewisse und lebensunwürdige Zukunft abgeschoben zu werden. Dabei werden die Zahlen von Menschen, die ihr Heimatland verlassen müssen immer höher werden. 363 Kriege gibt es derzeit weltweit, die meisten sind nicht in unserem Bewusstsein, aber die deutsche Waffenindustrie verdient gut daran.

Menschen werden politisch verfolgt, aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer sexuellen Orientierung. Menschen werden verfolgt aufgrund ihrer Religion. Menschen werden aus ihrem Land vertrieben damit Konzerne in Monokulturen für den Wohlstand der reichen Länder das Land zerstören können. Vermehrt wird es auch Geflüchtete geben wegen Umweltkatastrophen, hervorgerufen durch die Klimakrise, deren Folgen teilweise nicht mehr zu stoppen sind.

Lasst uns gemeinsam kämpfen für eine gerechte Weltordnung und dafür, dass alle Menschen dort leben können, wo sie wollen.

Um sich im gemeinsamen Widerstand zu organisieren brauchen wir Freiräume. Das Substanz ist ein Teil davon.

Grenzen auf, die Welt gehört uns allen.