BLOG: Lame K. – Geschichte einer Abschiebung

Auf dieser Seite sammeln wir gemeinsam mit Lame K. Updates zu seiner Situation in Gambia. Ältere Infos findet ihr immer weiter unten. Und falls es etwas Geld übrig habt spendet es gerne.

2010 Flucht aus Gambia – 2015 Ankunft in Deutschland – 2025 aus der Psychiatrie des Ameos Klinikums Osnabrück nach Gambia abgeschoben

Lame leidet unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung mit Depression, Angst- und Panikattacken. Dieses ist durch die lange und gefährliche Flucht begründet. Er war in Osnabrück wegen seiner Erkrankung in Behandlung und hatte sich gut eingelebt, z.B. hatte er Arbeit gefunden und hervorragend Deutsch gelernt. Er ist hier verlobt. Zuletzt wurde er durch die Androhung der Abschiebung retraumatisiert, weshalb er sich durch eine zunehmende Suizidalität freiwillig in die Psychiatrie begab.

Die Abschiebung selber verstärkte die Traumatisierung. Lame hat keine Verwandten mehr in Gambia und auch sonst keine Netzwerke. Wegen seiner Erkrankung und aufgrund der sehr hohen Arbeitslosigkeit ist es Lame unmöglich in Gambia selbst Geld zu verdienen.

Bis er hoffentlich wieder nach Deutschland einreisen kann, braucht er Unterstützung – zum Wohnen – zum Leben – für Medikamente.

Deshalb bitten wir um Spenden auf das Konto der Gambia Solidarität im Verein Avanti!:

Avanti! e.V.
IBAN: DE 40 2655 0105 0000 6995 20
BIC: NOLADE22XXX
Verwendungszweck: Lame
Der Avanti! e.V. ist gemeinnützig. Spenden können steuerlich abgesetzt werden. Bitte Name und Anschrift bei einer Überweisung in das Feld für Verwendungszweck schreiben. Anschließend wird eine Spendenquittung zugesandt.

Auch gibt es eine Spendenkampagne bei GoodCrowd (ehemals GoFundMe), wo ihr auch per PayPal Geld schicken könnt: https://www.goodcrowd.org/unterstuetze-lame


Update von Lame K. vom 03.03.2025

Was ist passiert?

Am 28. Januar wurde Lame K. aus der Psychiatrie heraus in sein “Herkunftsland” abgeschoben. In die Psychiatrie hatte er sich begeben, weil er aufgrund einer Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSB) unter Angst- und Panikattacken litt, die sich zum Schluss zu einer akuten Suizidalität entwickelten. Aus der Psychiatrie wurde er unter Anwendung krasser Gewalt durch Beamt*innen abgeschoben. Auch Unterstützer*innen vor Ort erfuhren Gewalt und müssen nun mit Bußgeldzahlungen oder schlimmerem rechnen (dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr).

Begleitet wurde er auf dem Flug von zwei Polizisten und einem Arzt, der ihm zusicherte, dass er in Gambia weiter behandelt werden würde.

Nichts davon geschah, er wurde in das Land entlassen, ohne Unterstützung – und ohne dass er dort irgendwelche Kontakte hatte, denn er hatte zuvor sieben Jahre in Deutschland gelebt.

Wir sind weiter mit Lame im Kontakt und müssen aus weiter Entfernung miterleben, wie schlecht es ihm ergeht.

Since arriving in The Gambia, life has been extremely difficult. I was deported with no legal documents, meaning I am in the country illegally and unable to access basic services. Without papers, I can’t work, and without work, I have no way to support myself. I also have no family here who can help me or support me.

My health is getting worse because I can’t see a doctor for my bladder condition or get treatment for my trauma. Even if I could, Doctors fees and medication is expensive, and I have no way to afford it. Transport costs are another challenge—getting to hospitals or any place where I might find help is difficult when I don’t have money for transport.

Finding a place to stay is a daily struggle, and I am expected to pay 5,600* every week just to have a roof over my head—but without an income, this is impossible. Every day is a fight for survival, and I don’t know how much longer I can keep going like this.

Avanti! e.V. berichtet über die Situation:

Als Mitglied der Gambia Solidarität Osnabrück kenne ich Gambia sehr gut. Ich fahre einmal im Jahr dort hin und bin dann im Krankenhaus von Banjul tätig. Dieses ist das modernste Krankenhaus, an dem auch die medizinische Universität angeschlossen ist, wo ich regelmäßig Seminare abhalte. Deshalb weiß ich, dass es einen Facharzt für Psychiatrie in Gambia gar nicht gibt, geschweige denn Psychotherapie. Daraus folgt auch, dass es die Medikamente, auf die Lame hier in Deutschland eingestellt war, nicht gibt. Lame wurde in eines der ärmsten Länder der Welt abgeschoben. Ca. 60% der Gambier*innen leben unterhalb der Armutsgrenze. Unter den ärmsten 187 Ländern liegt Gambia auf Platz 168.*

In Gambia gibt es weder Bodenschätze noch Industrie, auch keine landwirtschaftliche Industrie. Das bedeutet, dass das Land so gut wie kein Geld aus dem Ausland erhält um den Staat zu finanzieren, und das bedeutet auch, dass die Arbeitslosigkeit auf einem sehr hohen Niveau liegt.

Wie soll nun jemand, der mittlerweile den europäischen Standard gewöhnt ist, ganz ohne Kontakte, in so einem Land zurechtkommen?

Ein großes Problem ist, dass Lame keine gambischen Papiere hat. Die Beschaffung dauert mehrere Wochen und ist mit Geldforderungen verknüpft. Aber ohne ID wird er von keinem Arzt behandelt. Wird dieses erst einmal der Fall sein, dann kann er wenigstens in das Krankenhaus in Banjul gehen und sich wegen seiner Rückenschmerzen physio-therapeutisch behandeln lassen.

Ohne Kontakte ist auch die Wohnungssuche sehr schwer. Auch in Gambia sind Mieten teuer, und das Leben ist grundverschieden von dem Komfort, den wir haben. Normal leben die Gambier*innen in Compounds, auch in den Städten. Nur in der Hauptstadt Banjul gibt es noch Häuser, die aus der Kolonialzeit übriggeblieben sind. Ein Compound besteht aus mehreren Hütten, die im Kreis um einen Innenhof angelegt sind. Die Familien leben in den Hütten oft nur in zwei Räumen. In einem Raum schlafen die Eltern und im anderen Raum die Kinder. Eine Küche gibt es nicht, gekocht wird auf offenem Feuer im Innenhof.

Es gibt kein fließend Wasser, nur einen Brunnen mit einem Wasserschlauch im Innenhof. Und dann gibt es noch ein Plumpsklo für alle. Also keine Duschen, Waschbecken, geschweige denn eine Waschmaschine.

Hier zurechtzukommen ist für Lame sehr schwer, gerade weil er auch noch unter seinen Angst- und Panikstörung leidet, die durch die gewaltsame Abschiebung noch schlimmer geworden sind. Mit solch einer Erkrankung benötigt ein Mensch eigentlich Sicherheit und einen abgeschirmten Raum.

Wir wollen Lame gerne weiter unterstützen. Wir sammeln Geld um Medikamente zu bekommen, die wir ihm schicken möchten. Wir wollen ihn so gut es geht unterstützen, bis er Fuß gefasst hat.

Dafür haben wir nun auch eine Betterplace-Kampagne gestartet, die ihr direkt auf dem zweiten Slide dieses Postings findet.


Stellungnahme der von Repressionen betroffenen Personen nach der Abschiebung am 28.01.25 vom 20.03.2025


Stellungnahme zu der Abschiebung von Lame K. am 28.01.2025
vom 31.01.2025


PM: Gewaltvolle Abschiebung aus dem AMEOS Klinikum
vom 31.01.2025