Am 18.01.2023 wurde in der Sendung „Hallo Niedersachsen“ des NDR in einem 4-minütigen Beitrag über die Situation im Lager Bramsche-Hesepe der Landesaufnahmebehörde berichtet. Anlass war unter anderem die von uns in einem offenen Brief erhobenen Vorwürfe zu den Lebensbedingungen in dem Lager. Hier unser Statement zu dem TV-Beitrag.
In dem Lager Bramsche-Hesepe der Landesaufnahmebehörde herrschte in den letzten Tagen reges Treiben. Der Grund dafür? Gestern, am 18.01.2023, war ein Team von NDR Niedersachsen vor Ort, um über die Situation im Lager zu berichten. Wo Menschen bisher stundenlang bei Wind und Wetter in endlosen Schlagen warten mussten, stehen jetzt Pavillons zum Schutz vor Regen, Müllberge sind verschwunden, es wurde ordentlich geputzt. Hastige Verbesserungen, um die Vorwürfe zu den Lebensbedingungen im Lager leichter abtun zu können.
Grundsätzlich freuen wir uns dennoch über den 4-minütigen Beitrag bei „Hallo Niedersachsen“ gestern. Leider greift das NDR völlig unkritisch die Erzählung auf, die Zustände seien der Zahl der ankommenden Menschen geschuldet. Ziemlich unverhohlen wird suggeriert, die Alternative zu katastrophalen Bedingungen in Lagern sei Obdachlosigkeit. Natürlich wird auch auf die engagierte Arbeit der Mitarbeiter*innen verwiesen. Dabei zielt unsere Kritik selbstverständlich auf das bundesdeutsche und niedersächsische Lagersystem ab, nicht auf die Sozialarbeiter*innen.
Seit 1989 wird die ehemalige NATO-Kaserne als Lager für Migrant*innen und geflüchtete Menschen genutzt. Ein seit mehr als 30 Jahrzehnten betriebenes Provisorium im dauerhaften Ausnahmezustand, das entrechtet, entwürdigt und krank macht. Jede kleine Verbesserung der letzten Jahrzehnte in dem Lager wurde von den dort zu leben gezwungenen Menschen und Unterstützer*innen mit Protest erkämpft. Ohne diese Geschichte des Lagers ist die Situation dort kaum einzuordnen.
Wir wollen klar stellen: Die Alternative zu Lagern ist nicht Obdachlosigkeit oder mehr Abschottung, sondern die Durchsetzung des Rechts auf Wohnen, das Recht auf Würde, das Recht auf Privat- und Intimsphäre, das Recht auf Selbstbestimmung.
Ein Gesprächsangebot der Landesaufnahmebehörde haben wir übrigens abgelehnt. Wir wollen nicht mehr reden, wir wollen Veränderung sehen! Beschwerden gibt es genug, den Menschen muss nur zugehört werden. Wir haben dem nichts hinzuzufügen.
Für eine unversöhnliche Haltung gegenüber allen Lagern – immer und überall!
Der NDR-Beitrag: Ankunftszentrum Bramsche-Hesepe in der Kritik