Pressemitteilung: Osnabrück 17.05.2017 (mit Bildern)
Seit vielen Wochen werden mehrere Hundert Geflüchtete in der Unterkunft in der Dodesheide in Osnabrück in enormer Isolation und mit Bauzäunen umringt untergebracht. Die von den Johannitern verwaltete und nachts abgeschlossene Unterkunft weist unmenschliche Bedingungen auf, sodass selbst bei einem kürzlich ereigneten Notfalleinsatz die Zufahrt versperrt und eine ärztliche Versorgung enorm verzögert wurde.
Die Johanniter Osnabrück betreiben auf dem Gelände der ehemaligen Limberg-Kasernen in Osnabrück-Dodesheide eine Sammelunterkunft für Geflüchtete. Etwa 280 Geflüchtete leben in sechs heruntergekommenen Baracken an diesem trostlosen und eingezäunten Ort am Stadtrand von Osnabrück, der ohne persönliche Einladung kaum auffindbar oder erreichbar ist.
Das ganze Grundstück ist eng mit Bauzäunen umstellt und selbst die einzige mit PKW zu erreichende Straßenzufahrt ist versperrt. Diese Zufahrt wird jeden Nachmittag nach Dienstschluss mit einem Schloss von den Sozialarbeiter*innen der Johanniter verschlossen und erst morgens wieder aufgeschlossen. Der passende Schlüssel ist lediglich im Besitz der Johanniter und einigen städtischen Fahrzeugen, ohne deren Anwesenheit die Bewohner*innen keine Möglichkeit haben, das Tor zu öffnen. Es gibt zwar einen langen dunklen Fußweg auf das Gelände, doch der ganze Ort erinnert mehr an ein Gefängnis als an ein Zuhause.
Bei einem Notfall vor zwei Wochen führte diese Situation jüngst dazu, dass ein am späten Abend gerufener Krankenwagen nur mit großer Verspätung nach Zerstörung des Schlosses auf das Gelände fahren konnte.
Obwohl ein Notruf abgesetzt wurde, konnte der Geflüchtete erst mit großer Verspätung behandelt werden. Auf Anfrage erklärten die Johanniter, dass in allen Rettungswägen ein entsprechender Schlüssel vorhanden sei und die Leitstelle noch einmal alle Organisationen darauf hinweisen wolle. Dennoch ist das Tor grundsätzlich verschlossen und selbst in einem Brandfall könnte es erst nach Eintreffen eines entsprechenden Fahrzeuges und nicht von den Bewohner*innen selbstständig als Fluchtweg genutzt werden.
Doch nicht einzig die Johanniter und die Rettungsdienste verfügen über einen Schlüssel. Nachts, wenn die Polizei mit meist zwei Polizeiautos kommt, um Geflüchtete unangekündigt aus dem Schlaf zu reißen und in ein anderes Land abzuschieben, schließt sie selbst das Tor auf. Zusätzlich bekommt die Polizei jede Woche die aktuellen Zimmerpläne mit Namen der Geflüchteten. In den letzten Wochen fanden dutzende Abschiebungen statt, ohne dass die Zivilbevölkerung davon etwas mitbekam. Bei jeder einzelnen Abschiebung sind alle Bewohner in Angst, dass sie selbst abgeholt werden, viele flüchten aus den Fenstern, um sich zu verstecken. Diese Angst wird ihnen von den Sozialarbeiter*innen nicht genommen, sondern sie vergrößert sich gerade dadurch, dass die Polizei einen Schlüssel hat und die Bewohner*innen ihr ausgeliefert sind.
Für Rückfragen und als Pressekontakt: nolagerosnabrueck@riseup.net