NoLager ist eine antirassistische und antisexistische Gruppe, die sich gegen jegliche Art von Diskriminierung und Ausgrenzung wendet. Gemeinsam mit People on the Move kämpfen wir gegen die herrschende Politik, gegen das Abschieberegime in Deutschland und in Europa und gegen den Rassismus und Sexismus in der Gesellschaft. Unseren eigenen Umgang miteinander hinterfragen wir immer wieder und sorgen für ein Klima in unserer Arbeit, in dem sich niemand vernachlässigt fühlt. Dabei wissen wir: auch wir sind nicht perfekt, aufgrund unserer Sozialisierung.
Heute möchten wir auf die spezielle Situation von Frauen auf der Flucht aufmerksam machen.
Weltweit befinden sich 120 Millionen Menschen auf der Flucht, die Hälfte davon sind Frauen und Kinder, sie werden seltener gesehen, da das Narrativ vom männlichen Flüchtling vorherrscht.
Fast 70 Millionen aller Flüchtlinge sind Binnenvertriebene, sie sind auf der Flucht in ihrem eigenen Land. Die Binnenvertriebenen sind nicht nur die größte Gruppe der Menschen auf der Flucht, sie leben auch besonders unsicher. Es fehlt ihnen an Nahrung, medizinischer Versorgung und Unterkunft.
Die meisten aller Flüchtlinge kommen nicht nach Europa, sie erreichen meist nur das Nachbarland, in der Regel sind das Länder, die selbst sehr arm sind, wie z.B. Bangladesch, Äthiopien, Ruanda, Sudan und Süd Sudan.
Besonders Frauen stranden im eigenen Land oder im Nachbarland. Sie haben noch weniger Mittel als Männer, sich auf den Weg nach Europa zu machen.
Und doch erreichen immer wieder Flüchtlinge die Europäischen Außengrenzen, aber auch hier sind in den vergangenen 15 Jahren mindestens 45.000 Flüchtlinge gestorben. Der Anteil an Frauen betrug dabei ca. 35%.
In Deutschland beträgt der Anteil von Frauen unter den Flüchtlingen 30 %. In unserer Wahrnehmung sehen wir hier allerdings auch nur hauptsächlich die Männer.
Die besondere Unterdrückung von Frauen beginnt schon in den Herkunftsländern. In vielen Bürgerkriegen gehören systematische Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen zur erklärten Kriegsstrategie.
Frauen werden zu Opfern von Menschenhandel, sei es für sexuelle Ausbeutung oder für Zwangsarbeit. Frauen werden oft entführt, verkauft oder gezwungen gegen ihren Willen zu arbeiten.
Wollen sich Frauen dann auf die Flucht begeben, müssen sie sich entscheiden ihre Kinder mitzunehmen oder bei Verwandten zurückzulassen. Beides eine sehr schwerwiegende Entscheidung. Denn: auf der Flucht mit Kindern sind Frauen noch verletzlicher, weil sie die Sorge haben. Oder: sie trennen sich von ihren Kindern mit der Ungewissheit sie je wiedersehen zu können.
In Flüchtlingslagern oder auf der Flucht haben Frauen oft selbst zu grundlegenden Rechten wie Sicherheit, Nahrung, Gesundheit und Unterkunft keinen Zugang. Häufig fehlt zudem die Sensibilität für geschlechtsspezifische Bedürfnisse.
Insbesondere Frauen, die allein auf der Flucht sind und nicht im Verbund mit männlichen Verwandten, laufen Gefahr, auf dem Weg nach Europa sexuelle Gewalt zu erfahren oder Opfer von Menschenhandel zu werden. Dies gilt vor allem für Frauen, die über die zentrale Mittelmeerroute nach Europa gelangen und dabei häufig das bürgerkriegsgeschüttelte Libyen durchqueren müssen.
Europa gibt Geld, damit der Libysche Staat Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa zurückhält. Flüchtlinge leben in Libyen meist illegal auf engstem Raum. Hier sind Frauen und Mädchen oft schutzlos den Übergriffen von Männern ausgesetzt. Werden sie von den libyschen Behörden aufgegriffen, unterliegen sie auch hier der Gefahr von Vergewaltigungen. Oder sie werden zusammen mit Männern in Haftzentren gesperrt, in denen sie weitgehend schutzlos sind. In Libyen halten sich Flüchtlinge meist mehrere Jahre auf, bis sie den Weg über das Mittelmeer nehmen können oder endgültig in die Wüste zurückgeschickt werden.
Libyen haben wir als Beispiel genommen für die vielen anderen Transitländer für Menschen auf der Flucht.
Die geringen Möglichkeiten, über legale und sichere Wege wie Resettlement
in Europa Schutz zu finden, erhöhen die Verwundbarkeit von Flüchtlingen. Oft sind sie auf die Dienste von Fluchthelfern angewiesen, um in die EU einreisen und einen Asylantrag stellen zu können. Das ungleiche Machtverhältnis zwischen Schlepper und Klientin erhöht das Risiko, ausgebeutet zu werden. Bei rund 60 Prozent aller weltweit aufgedeckten Menschenhandelsopfer handelt es sich um internationale Migrant_innen. Insbesondere Menschen auf der Flucht vor gewaltsam ausgetragenen Konflikten und Verfolgung sind einem hohen Risiko ausgesetzt, Opfer von Menschenhandel zu werden. Weltweit sind rund drei Viertel der Opfer von Menschenhandel Frauen und Mädchen. Durch die Überschneidung der Merkmale „Frau“, „irreguläre Migrantin“ und „Schutzsuchende“ sind geflüchtete Frauen damit besonders betroffen. Während Männer auf der Flucht vor allem Gefahr laufen, physische Gewalt zu erfahren und Kidnapping, Zwangsarbeit oder Haft ausgesetzt sind, besteht für schutzsuchende Frauen ein höheres Risiko, sexuelle oder geschlechtsspezifische Gewalt zu erleben.
NoLager versteht sich als politisches Plenum, das sich für die Rechte von Flüchtlingen und Migrant:innen einsetzt. Für Bewegungsfreiheit für Alle und für ein gutes Leben für alle Menschen.
Aber wir versuchen auch ganz praktische Hilfe zu leisten, z.B. mit dem Anti-Deportation-Café, dem Bezahlkarten-Tausch oder mit dem Soli-Asyl. Uns hier praktische Hilfe zu leisten, dazu rufen wir euch alle auf.
Es gibt immer wieder Situationen für Flüchtlinge, in denen sie von Abschiebung bedroht sind, obwohl noch nicht alle Mittel ausgeschöpft sind für ein Bleiberecht in Deutschland. In diesen Situationen ist es für die Betroffenen äußerst gefährlich sich im Lager aufzuhalten, denn die Abschiebung kann jederzeit passieren. Hier greift das Soli-Asyl. Überlegt doch mal, ob ihr nicht Raum oder auch ein Sofa überhabt, wo für eine Zeit jemand bleiben kann, bis endgültig über das Bleiberecht entschieden ist.
Denn: Solidarität muss auch praktisch sein. Hier besonders auch Frauen einen Schutzraum zu geben, ist praktische Solidarität.
Lasst uns gemeinsam das Abschieberegime untergraben, aushöhlen und zum Einsturz bringen.
Für eine gute Welt für Alle
Für Bewegungsfreiheit für Alle.
