Morgen, Samstag 18.06.2016 wird es um 11.00 Uhr am Osnabrücker Hauptbahnhof eine spontane Kundgebung von No Lager Osnabrück geben.
Grund hierfür sind die Schüsse eines Stadtbekannten Neonazis auf zwei (oder mehr) Geflüchtete in Lingen in dieser Woche.
Anschließend gibt es eine gemeinsame Zuganreise zur Demonstration in Lingen.
Weitere Informationen bekommt ihr in dem Aufruf der Antifaschistischen Aktion Lingen:
Am Nachmittag, des 12. Juni 2016 wurden zwei Geflüchtete auf dem Gelände der Unterkunft am Langschmidtsweg in Lingen (Reuschberge) von Luftgewehrkugeln getroffen. Die Betroffenen waren ein 5-jähriges Mädchen aus Mazedonien und ein 18-jähriger Syrer, die nach dem Angriff ambulant im Lingener Krankenhaus behandelt werden mussten. Laut Aussagen der Bewohner*innen der Unterkunft war dies nicht der erste Angriff. In den vergangen Tagen wurden bereits eine Frau und ebenfalls ein junger Mann zum Ziel des rassistischen Täters.
Die Schüsse kamen aus einem Fenster eines benachbarten Mehrfamilienhauses in der Langenbielauer Straße. In der betreffenden Wohnung wohnt der 21-jährige Neonazi Moritz H. Dieser wurde nach den Schüssen am Sonntag von der Polizei in seiner Wohnung gestellt und die Waffe wurde beschlagnahmt. Laut Berichten der Betroffenen wurde die Polizei am Sonntag bereits nach dem ersten Schuss gerufen, diese sah aber offenbar keine Gefahr und zweifelte die Aussagen der Geflüchteten zunächst an. Erst nachdem der zweite Schuss gefallen war, griff die Polizei ein.
Der Täter wurde aber von der Polizei nicht in Gewahrsam genommen sondern blieb auf freiem Fuß. Dies wurde seitens der Staatsanwaltschaft Osnabrück mit einer nicht vorhandenen Tötungsabsicht und der fehlenden Fluchtgefahr begründet. Später wurde dann doch noch eine Unterbringung in der Psychatrie oder hilfsweise Untersuchungshaft beantragt. Dies wurde jedoch vom zuständigen Haftrichter abgelehnt. Die Betroffenen müssen also weiterhin in direkter Nachbarschaft zum Täter leben. Innerhalb der Geflüchtetenunterkunft herrscht große Unsicherheit und Angst.
Die Legende vom „Einzeltäter“
Moritz H. ist schon des Öfteren im Zusammenhang mit Aktivitäten von Neonazis in Erscheinung getreten. Am 11.01.2013 nahm er an einer NPD-Kundgebung auf dem Lingener Marktplatz teil. Später im Jahre 2013 beteiligte er sich am Bundestagswahlkampf der NPD. Er half beim plakatieren und beim verteilen von Flyern. Zeitweise bezeichnete er sich selbst als stellvertretender Vorsitzender des NPD Unterbezirks Emsland/Grafschaft Bentheim. Gerne posiert er bei facebook mit Waffen und Tarnuniformen. Seinen offenbar ausgeprägten Waffenfetisch hat er nun in die Tat umgesetzt.
Trotz dieser offensichtlichen Verbindungen in die rechte Szene wurde nach den Schüssen in vielen Medien und von der Polizei von einem Einzeltäter gesprochen und der rechte Hintergrund dieser Tat zunächst angezweifelt.
Rassistische Zustände in Deutschland und Europa
Gewalt und Anfeindungen gegen Geflüchtete nehmen seit einiger Zeit kontinuierlich zu. Während auf der einen Seite von „Willkommenskultur“ geredet wird, wird gleichzeitig die Asylgesetzgebung in Deutschland und in ganz Europa kontinuierlich verschärft. Es wird mit Despoten wie dem türkischen Präsidenten Erdogan paktiert, damit dieser den sog. „Flüchtlingsstrom“ stoppt. Zäune und Mauern werden gebaut, um möglichst wenig Menschen in die Festung Europa hereinzulassen. Mangels legaler Einreisemöglichkeiten ertrinken jedes Jahr tausende von Menschen bei dem Versuch, in die EU zu gelangen. Rassistische und geflüchtetenfeindliche Parteien und Bewegungen wie Pegida und AfD haben massiven Zulauf in Deutschland und Europa. Auch bei den bürgerlichen Parteien wie CDU und CSU ist von einem „Wir schaffen das“ schon lange nicht mehr die Rede.
Den Worten folgen irgendwann auch Taten. Die zunehmend rassistische Stimmung ermutigt Menschen wie Moritz H., die sich als eine Art „Vollstrecker des Volkswillens“ fühlen, und führt so zu den massiven Angriffen und Anfeindungen gegen Geflüchtete, die wir in den letzten Jahren beobachten müssen.
Wir nehmen den Angriff vom 12.06. zum Anlass, mit einer Demonstration unsere Solidarität mit allen Geflüchteten zum Ausdruck zu bringen und uns entschlossen gegen jede Form von Rassismus zu stellen. Die Demonstration beginnt um 14:30 Uhr auf dem Lingener Bahnhofsvorplatz, geht an der Geflüchtetenunterkunft am Langschmidtsweg vorbei und endet mit einer Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz .
Nazi-Terror bekämpfen
Gegen jede Form von Rassismus
Bleiberecht für alle!
Überall!